Lichttherapie: Wie künstliches Licht unsere Gesundheit unterstützt.
Licht ist mehr als nur eine Quelle der Helligkeit – es ist ein grundlegender Bestandteil unseres Lebens. Es beeinflusst unsere Stimmung, unseren Schlaf und sogar unsere körperliche Gesundheit. Doch insbesondere in den dunklen Monaten oder bei modernen Lebensgewohnheiten mit wenig Tageslicht kann ein Mangel an natürlichem Licht zu gesundheitlichen Beschwerden führen.
Hier setzt die Lichttherapie an: eine nicht-invasive Methode, die mithilfe spezieller Lampen gezielt eingesetzt wird, um Körper und Geist zu unterstützen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Lichttherapie funktioniert, bei welchen Beschwerden sie hilft und worauf Sie bei der Anwendung achten sollten.

Einführung: Die Kraft des Lichts
Was ist Lichttherapie?
Lichttherapie, auch Phototherapie (lat.: Lux-Therapie) genannt, ist eine Behandlungsmethode, bei der Patienten kontrolliert künstlichem Licht ausgesetzt werden. Die Wellenlängen des Lichts ähneln dabei dem natürlichen Tageslicht, allerdings werden schädliche UV-Strahlen gefiltert.
Die Therapie kommt vor allem bei saisonal abhängigen Depressionen (Winterdepression), Schlafstörungen und Hauterkrankungen zum Einsatz.
Geschichtlicher Hintergrund
Die gezielte Nutzung von Licht zu medizinischen Zwecken reicht bis in die Antike zurück, als Sonnenlicht zur Wundheilung genutzt wurde. Die moderne Lichttherapie entwickelte sich jedoch erst in den 1980er-Jahren, als Forscher wie Norman Rosenthal den Zusammenhang zwischen Lichtmangel und Winterdepressionen entdeckten. Seitdem hat sich die Methode stetig weiterentwickelt und wird heute sowohl in Kliniken als auch privat angewendet.
Wie wirkt Lichttherapie auf den Körper?
Um die Vorteile der Lichttherapie zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die biologischen Prozesse, die durch Licht beeinflusst werden:
1. Steuerung des circadianen Rhythmus
Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird maßgeblich durch Licht gesteuert. Spezielle Rezeptoren in der Netzhaut des Auges messen die Helligkeit und leiten diese Information an die „innere Uhr“ im Gehirn weiter – den Nucleus suprachiasmaticus.
Dieser reguliert die Ausschüttung von Melatonin (Schlafhormon) und Serotonin (Glückshormon). Bei Lichtmangel gerät dieser Rhythmus aus dem Gleichgewicht, was zu Müdigkeit oder Schlafproblemen führen kann.
2. Hormonelle Regulation
– Melatonin: Dieses Hormon wird bei Dunkelheit produziert und macht uns schläfrig. Licht hemmt seine Ausschüttung, wodurch wir wacher werden.
– Serotonin: Helles Licht stimuliert die Produktion dieses stimmungsaufhellenden Neurotransmitters. Ein Mangel an Serotonin wird mit Depressionen in Verbindung gebracht.
3. Haut und Immunsystem
Bestimmte Formen der Lichttherapie (z. B. UVB-Strahlung) wirken entzündungshemmend und können bei Hautkrankheiten wie Psoriasis oder Neurodermitis Linderung verschaffen.
Anwendungsgebiete der Lichttherapie
Die Lichttherapie ist vielseitig einsetzbar. Im Folgenden werden die wichtigsten Einsatzbereiche vorgestellt:
1. Saisonale Depression (SAD – Seasonal Affective Disorder)
Winterdepressionen entstehen durch den Mangel an natürlichem Tageslicht in der dunklen Jahreszeit. Symptome wie Antriebslosigkeit, Heißhunger und gedrückte Stimmung lassen sich durch tägliche Lichttherapie-Sitzungen oft deutlich lindern. Studien zeigen, dass bereits 30 Minuten vor einer Tageslichtlampe mit 10.000 Lux die Serotoninproduktion anregen und Melatonin reduzieren.

2. Schlafstörungen und Jetlag
Menschen mit Schichtarbeit oder Jetlag profitieren von der rhythmisierenden Wirkung des Lichts. Morgendliche Anwendungen helfen, den Körper auf einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus zu synchronisieren. Abendliches Licht sollte hingegen vermieden werden, da es die Einschlafphase verzögern kann.
3. Hauterkrankungen
– Psoriasis: UVB-Licht verlangsamt das übermäßige Zellwachstum der Haut.
– Neurodermitis: Spezielle Lampen lindern Juckreiz und Entzündungen.
– Akne: Blaues Licht bekämpft bakterielle Erreger in den Hautporen.
4. Nicht-saisonale Depressionen
Auch bei Depressionen, die unabhängig von der Jahreszeit auftreten, kann Lichttherapie als ergänzende Therapie sinnvoll sein. Sie wird oft mit Antidepressiva oder Psychotherapie kombiniert.
5. Demenz und Alzheimer
Bei Demenzerkrankungen kann Lichttherapie helfen, den Tag-Nacht-Rhythmus zu stabilisieren und damit Unruhezustände zu reduzieren.
Welche Geräte gibt es?
Je nach Anwendungszweck kommen unterschiedliche Lampentypen zum Einsatz:
1. Tageslichtlampen (weißes Licht)
– Lux-Stärke: Mindestens 2.500 Lux, ideal sind 10.000 Lux.
– Anwendung: Bei Winterdepression oder Schlafstörungen, 20–60 cm Abstand zum Gesicht.
– Besonderheit: Keine UV-Strahlung, daher sicher für die Augen.
2. UV-Lampen
– Einsatz: Hautkrankheiten wie Psoriasis.
– Achtung: Nur unter ärztlicher Aufsicht anwenden, da UV-Strahlen Hautschäden verursachen können.
3. LED-Lichtgeräte
– Vorteile: Energiesparend, kompakt und oft mit einstellbaren Wellenlängen (z. B. blaues Licht gegen Akne).
4. Dawn Simulatoren
– Funktion: Diese Geräte imitieren einen Sonnenaufgang und wecken den Körper sanft durch allmählich heller werdendes Licht.
Praktische Tipps zur Anwendung
Damit die Lichttherapie wirkt, sind einige Grundregeln zu beachten:
– Zeitpunkt: Ideal ist die Anwendung am Morgen direkt nach dem Aufstehen. Bei Schlafstörungen sollte abends auf helles Licht verzichtet werden.
– Dauer: 20–30 Minuten täglich sind bei 10.000 Lux ausreichend. Bei geringerer Lux-Zahl (z. B. 2.500) verlängert sich die Sitzung auf 1–2 Stunden.
– Abstand: Halten Sie 50–80 cm zur Lampe ein. Ein direkter Blick ins Licht ist nicht nötig – indirektes Licht über die Netzhaut reicht aus.
– Regelmäßigkeit: Die Wirkung entfaltet sich erst nach einigen Tagen bis Wochen. Setzen Sie die Therapie daher konsequent fort.

Bei Hautbehandlungen:
– Beginnen Sie mit kurzen Bestrahlungszeiten (z. B. 30 Sekunden) und steigern Sie diese langsam.
– Tragen Sie eine Schutzbrille, um die Augen zu schonen.
Nebenwirkungen und Risiken
Lichttherapie gilt als nebenwirkungsarm, doch in einigen Fällen können folgende Beschwerden auftreten:
– Kopfschmerzen oder Augenbrennen (bei zu langer Anwendung oder falschem Abstand).
– Übererregtheit oder Schlafprobleme, wenn die Lampe abends genutzt wird.
– Hautrötungen bei UV-Therapie.
Kontraindikationen:
– Augenerkrankungen (z. B. Netzhautschäden).
– Einnahme von Medikamenten, die lichtempfindlich machen (z. B. bestimmte Antibiotika).
– Manische Episoden bei bipolarer Störung.
Ein Arzt sollte vor der Anwendung konsultiert werden, wenn Vorerkrankungen bekannt sind.
Studien und wissenschaftliche Belege
Die Wirksamkeit der Lichttherapie ist in zahlreichen Studien belegt:
– Eine Metaanalyse der Universität Basel zeigte, dass 60–80 % der Patienten mit Winterdepression auf Lichttherapie ansprechen.
– Bei Schlafstörungen konnte in einer Studie der Harvard University die Einschlaflatenz um durchschnittlich 40 % reduziert werden.
– Die Behandlung von Psoriasis mit UVB-Licht führt bei 70 % der Patienten zu einer deutlichen Besserung.
Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass die Wirkung individuell variiert und die Therapie nicht bei jedem gleichermaßen anschlägt.
Alternativen zur Lichttherapie
Wer keine Lampe verwenden möchte, kann folgende Ansätze probieren:
– Tageslichtspaziergänge: Bereits 30 Minuten draußen bei Tageslicht wirken stimmungsaufhellend.
– Vitamin-D-Supplemente: Bei Winterdepressionen kann ein Vitamin-D-Mangel eine Rolle spielen.
– Achtsamkeit und Bewegung: Yoga oder Meditation ergänzen die Lichttherapie sinnvoll.
Dennoch ist die Lichttherapie oft effektiver, da sie gezielt die benötigte Lichtintensität liefert.
Fazit: Licht als natürlicher Gesundheitspartner
Lichttherapie ist eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um Körper und Geist in Balance zu bringen. Ob gegen Winterblues, Schlafprobleme oder Hautleiden – die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Wichtig ist, hochwertige Geräte zu verwenden und die Therapie in den Alltag zu integrieren.
Bei schweren Erkrankungen sollte sie immer mit ärztlicher Begleitung erfolgen. In einer Welt, in der wir immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, bietet die Lichttherapie eine Brücke zurück zur heilenden Kraft des Lichts.
Hinweis: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte einen Arzt.